Längerfristiger Verlauf der Immunantwort
Wir haben die Immunantwort in der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC) und der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC) im längerfristigen Verlauf untersucht. Abbildung 1 zeigt, dass die Antikörper-Testwerte seit Beginn kontinuierlich anstiegen, sowohl bei Personen, die sich beim Studienbeginn mit dem Coronavirus infiziert haben, wie auch bei Personen, die sich beim Studienbeginn haben impfen lassen. Im Verlauf nach ca. 18 Monaten nach Infektion oder Impfung glichen sich die Testwerte zwischen den beiden Gruppen an und blieben in einem hohen Bereich stabil. Dieser Trend reflektiert die Impfungen und/oder Infektionen (insbesondere mit der Omikron-Variante) im Verlauf der Studie.
Abbildung 1: Antikörper-Testwerte bei Studienteilnehmenden aus der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC, Personen mit Infektion zu Beginn) und aus der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC, Personen mit Impfung zu Beginn). Im Zeitverlauf zeigten sich stabile und hohe Antikörper-Testwerte ab ca. 18 Monate nach Studienbeginn.
Auch der Anteil von Studienteilnehmenden mit Antikörpern stieg im längerfristigen Zeitverlauf kontinuierlich an. Abbildung 2 zeigt den Anteil an Personen in den beiden Studien, die positiv auf anti-S IgG Antikörper und anti-N IgG Antikörper getestet wurden. Anti-S IgG können sowohl nach einer Infektion wie auch nach einer Impfung nachgewiesen werden. Anti-N IgG werden nur nach einer Infektion nachgewiesen.
Es zeigt sich, dass seit Mitte 2021 bei fast allen Studienteilnehmenden anti-S IgG Antikörper nachgewiesen wurden. Die Antikörper blieben bei fast allen Teilnehmenden auch längerfristig bis zum Herbst 2023 nachweisbar. Bei den anti-N IgG zeigt sich ein langsamerer Anstieg in beiden Studien. Nach der ursprünglichen Infektion bei den Studienteilnehmenden aus der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie gab es einen leichten Abfall der anti-N IgG Testwerte, was dem erwarteten Verlauf entspricht. Mit der Omikron-Variante zeigte sich dann aber ein deutlicher Anstieg, insbesondere während der Infektionswellen im Winter 2021/2022 und Herbst 2022 sowie aktuell wieder im Herbst 2023. Die anti-N IgG Testwerte sind bei den Teilnehmenden der Zürcher Coronavirus Impfstudie etwas niedriger, auch dank dem Schutz der Impfung.
Abbildung 2: Anteil von Studienteilnehmenden mit positivem Antikörpertest im Zeitverlauf in der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC, Personen mit Infektion zu Beginn) und in der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC, Personen mit Impfung zu Beginn). Im Verlauf von 2021 wurden bei fast allen Studienteilnehmenden Antikörper im Blut nachgewiesen (obere Abbildung; Anti-S IgG werden nach Impfung oder nach Infektion nachgewiesen). Gleichzeitig sieht man, dass sich im Verlauf mehr und mehr Studienteilnehmende mindestens einmal mit dem Coronavirus infiziert haben, insbesondere während der Omikron-Wellen im Winter 2021/2022, im Herbst 2022, sowie aktuell wieder im Herbst 2023 (untere Abbildung; Anti-N IgG werden nur nach Infektion nachgewiesen).
Die Resultate bedeuten, dass die meisten Studienteilnehmenden eine solide Immunantwort entwickelt haben. Es ist nach aktuellem Wissensstand davon auszugehen, dass dadurch im Falle einer neuen Coronavirus-Infektion auch ein guter Schutz vor einer schweren Erkrankung besteht.
Nächste Schritte
Aufgrund von wiederholten Impfungen, Infektionen und neuen Coronavirus-Varianten werden unsere Analysen immer komplexer. Das bedeutet, dass unsere Forschung auch etwas mehr Zeit beansprucht, bis jeweils wieder neue Resultate vorliegen. Wir streben aber stets an, alle Ergebnisse so bald wie möglich mit Ihnen zu teilen.
In der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie gehen wir ebenfalls wichtigen Fragen nach. Hier finden Sie die bisherigen Ergebnisse der Studie.
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04.07.2023
Immunantwort nach Coronavirus-Impfung
Wir haben inzwischen einige Analysen zur Immunantwort nach der Coronavirus-Impfung durchführen können. Dabei konnten wir zeigen, dass innerhalb von 3 Monaten fast alle Studienteilnehmenden (99.1%) eine Immunantwort gegen das Coronavirus entwickelt haben. Alle drei untersuchten Impfungen (Pfizer/BioNTech, Moderna, und Janssen/Johnson&Johnson) zeigten eine deutliche Immunantwort. Dabei lösten die beiden mRNA-Impfungen von Pfizer/BioNTech und Moderna im Mittel eine etwas stärkere Immunantwort aus als die Vektor-Impfung von Janssen/Johnson&Johnson.
Abb. 1: Anteil der Studienteilnehmenden mit Antikörpern gegen das Coronavirus und Antikörper-Testwerte im Verlauf von vor der ersten Impfung bis 6 Monate nach der Impfung (unpublizierte Daten).
Die Ergebnisse bedeuten, dass die Impfung wie erhofft zu einer deutlichen Immunantwort geführt hat. Es gab gewisse Unterschiede in der Stärke der Immunantwort je nach erhaltener Impfung. Man geht aufgrund dessen davon aus, dass die Schutzwirkung der Vektor-Impfung von Janssen/Johnson&Johnson nicht ganz gleich gut war wie die der mRNA-Impfungen von Pfizer/BioNTech (dies wurde auch in anderen Studien gezeigt). Weitere Untersuchungen werden auch die Wirksamkeit der Antikörper gegen die neueren Delta- und Omikron-Varianten zeigen.
Neue wissenschaftliche Publikationen
Die Ergebnisse unserer Studie zu unerwünschten Symptomen nach der Coronavirus Impfung (siehe weiter unten) konnten wir inzwischen in der Fachzeitschrift npj Vaccines veröffentlichen. Sie können die wissenschaftlich verfasste Studie hier lesen.
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12.10.2022
Unerwünschte Symptome nach Coronavirus-Impfung
Wir sind in unserer Studie der Frage nachgegangen, wie häufig unerwünschte Symptome nach der Impfung auftreten, wie schwerwiegend diese sind und ob es Unterschiede zwischen den verschiedenen Impfstoffen gibt. Dazu haben wir die Symptom-Tagebücher ausgewertet.
Wir haben herausgefunden, dass 79% aller Teilnehmenden innerhalb von 12 Wochen nach der ersten Impfung ein oder mehrere unerwünschte Symptome angaben, welche sie mit der Impfung in Zusammenhang brachten. Teilnehmende, welche eine mRNA-Impfung erhalten haben (d.h. Pfizer/BioNTech oder Moderna), beschrieben etwas häufiger Symptome als Teilnehmende, welche den Vektor-Impfstoff von Janssen/Johnson&Johnson erhalten haben.
Abb. 1: Anteil der Teilnehmenden mit unerwünschten Symptomen, welche auf die Coronavirus-Impfung zurückgeführt wurden.
Der Grossteil der Symptome (76%) hielt maximal 3 Tage an. Allergische Reaktionen gab es äusserst selten, insgesamt bei 0.4% der Teilnehmenden. Ebenfalls selten (0.7%) gaben Teilnehmende an, dass sie aufgrund einer Nebenwirkung der Impfung ins Spital mussten. Etwas öfter (ca. bei 9%) kam es bei Frauen unter 50 Jahren zu Unregelmässigkeiten in den Monatsblutungen. Insgesamt wurden die meisten Nebenwirkungen als mild bis mittelgradig (85%) beschrieben.
Die Ergebnisse zeigen, dass unerwünschte Symptome nach der Coronavirus-Impfung relativ häufig auftreten, aber in den meisten Fällen mild und von kurzer Dauer sind. Schwerwiegende Symptome oder Beschwerden sind selten. Es ist wichtig, diese Ergebnisse gegen die möglichen Folgen einer Coronavirus-Infektion (akute Erkrankung, Arbeitsausfälle, Übertragung an gefährdete Personen, und Long Covid) abzuwägen. Insgesamt sind schwerwiegende Probleme wesentlich häufiger nach der Infektion als nach der Impfung, weshalb letztere von den Gesundheitsbehörden empfohlen wird.
Wir haben die Studie als Preprint publiziert. Die Studie wird also noch von unabhängigen Fachkollegen im sogenannten "Peer Review"-Prozess überprüft, bevor sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden kann. Mehr zu diesen Abläufen finden Sie in diesem Video. Die wissenschaftlich verfasste Studie können Sie hier lesen.